18.07.2023 – Gesundheit & Psyche
MS & Psyche: Wie lassen sich kognitive Defizite erkennen und behandeln?
„Etwa die Hälfte aller Multiple Sklerose Betroffenen leidet im Krankheitsverlauf unter kognitiven Störungen. Dazu zählen beispielsweise Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, Planungsfähigkeit, geistigen Flexibilität, des Gedächtnisses oder der Konzentration. Kognitive Störungen gehören, ebenso wie die Fatigue, zu den neuropsychologischen Beschwerden und können nicht nur die allgemeine Lebensqualität von Menschen mit MS, sondern auch deren Leistungsfähigkeit in Beruf und Alltag erheblich einschränken.
Als schnelle Möglichkeit um kognitive Störungen bei Patientinnen und Patienten mit MS festzustellen, nutzen wir in unserer Klinik das sogenannte „Brief International Cognitive Assessment for Multiple Sclerosis“, abgekürzt BICAMS. Die Durchführung dieser Methode dauert nur etwa 15 bis 20 Minuten und sollte regelmäßig, möglichst einmal pro Jahr, bei einem Patienten durchgeführt werden. Das hilft uns, die häufigsten kognitiven Beeinträchtigungen in kurzer Zeit erfassen zu können. Bei auffälligen Ergebnissen können wir dann rasch mit der Therapie beginnen. Zusätzlich führen wir in solchen Fällen aber noch weitere, ausführlichere Diagnose-Methoden durch.
Wurde eine kognitive Störung festgestellt, wenden wir empirisch fundierte Strategien und Behandlungsleitlinien an. Neben einer geeigneten Basistherapie zählen dazu auch ein Bewegungsprogramm sowie ein spezifisches kognitives Training, das sich auch PC-gestützt durchführen lässt. Darüber hinaus können Betroffene davon profitieren, individuelle Strategien zur Kompensation ihrer Störungen sowie geeignete Verhaltensanpassungen zu erlernen.“
Dr. med. Markus Heibel, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Sauerlandklinik Hachen, Mai 2023.