18.02.2025 – Gesundheit & Psyche
Umgang mit MS-Herausforderungen beeinflusst Lebensqualität

Körperliche Einschränkungen, kognitive Beeinträchtigungen und die Unvorhersehbarkeit des Krankheitsverlaufs können das tägliche Wohlbefinden und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) von Menschen mit Multipler Sklerose beeinträchtigen. Diese gilt nicht nur als wichtiger Gradmesser für die Auswirkungen der Erkrankung, sondern auch als Prädiktor für das Fortschreiten der Krankheit.
Alle Menschen entwickeln Methoden, mit Stressoren umzugehen oder auf spezifische Stresssituation zu reagieren und externe und/oder interne Anforderungen zu bewältigen, die der oder die Einzelne als belastend empfindet. Dies kann aktiv erfolgen, indem der oder die Betroffene adaptive und/oder problemorientierte Strategien entwickelt, die die Stressbewältigung und das Erreichen eines gewünschten Zustandes erleichtern (z. B. handlungsorientierte Ansätze). Vermeidende Bewältigungsstrategien umfassen hingegen Bemühungen um Ablenkung, das Verleugnen der Situation oder den mentalen Rückzug.
Ein Team italienischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat untersucht, welche dieser Strategien am besten hilft, die Lebensqualität von Menschen mit MS zu verbessern, und welche Faktoren die Wahl und die Wirksamkeit dieser Bewältigungsstrategien beeinflussen.
Dazu recherchierten Laura Culicetto und andere vom IRCCS Centro Neurolesi „Bonino-Pulejo“ in Messina, Italien, in verschiedenen Literaturdatenbanken nach Studien, die Bewältigungsstrategien bei Menschen mit MS untersucht hatten. Insgesamt 19 Studien flossen schließlich in die Bewertung ein und zeigten, dass die Wahl der jeweiligen Bewältigungsstrategie erheblich von emotionalen Variablen (z. B. Depression oder Ängsten), demografischen Faktoren (z. B. Alter, Geschlecht), Persönlichkeitsmerkmalen und der familiären Unterstützung abhängig ist. So neigen beispielsweise Frauen, ältere Betroffene und Menschen mit progressiver MS eher zu Verleugnung und religiöser Bewältigung ihrer Probleme. Umgekehrt entwickeln den Ergebnissen zufolge Personen mit höherem Bildungsstand eher adaptive Bewältigungsmechanismen wie Problemlösung und Suche nach emotionaler Unterstützung. Höhere Depressionswerte führten verstärkt zu Vermeidungsstrategien, die sich wiederum negativ auf die Lebensqualität auswirkten. Auch Angstzustände beeinträchtigten die psychische Lebensqualität negativ.
Insgesamt zeigten die ausgewählten Studien, dass Bewältigungsstrategien einen signifikanten Einfluss auf die Beziehung zwischen Schmerzen und Fatigue und das daraus resultierende Funktionsniveau sowie die emotionale Verfassung von MS-Betroffenen haben. So führten vermeidende Bewältigungsstrategien eher zu größeren funktionellen und emotionalen Schwierigkeiten, während adaptive Strategien mit weniger Herausforderungen und einer besseren Therapietreue verbunden waren, insbesondere bei injizierbaren Behandlungen. Zudem berichteten MS Betroffene, die aktiv nach sozialer Unterstützung und Ablenkung suchten, von weniger emotionalem Stress und verbesserter Lebensqualität. Einen starken Einfluss auf den Umgang mit der Erkrankung haben die Familien und Freunde der Betroffenen: Ihre Unterstützung hilft, einen aktiven Bewältigungsstil zu entwickeln, und verbessert somit die Lebensqualität.
In Summe zeigt die Untersuchung, dass aufgaben- und problemorientierte Bewältigungsstrategien bei MS Betroffenen weit verbreitet sind und mit einer besseren Lebensqualität in Verbindung gebracht werden können. Emotionsorientierte und vermeidende Strategien sind im Allgemeinen hingegen mit einer schlechteren Lebensqualität verbunden. Allerdings können sie auch eine vorübergehende Erleichterung bringen.
Die Autorinnen und Autoren betonen daher, wie wichtig es ist, in die Therapie der Multiplen Sklerose auch psychoedukative Interventionen zu integrieren, die sich auf emotionale Gesundheit, soziale Unterstützung und maßgeschneiderte Bewältigungsstrategien konzentrieren, um so die langfristigen Ergebnisse von Menschen mit MS zu verbessern.
Quelle 1: J Clin Med 2024 Sep 18;13(18):5505.