23.07.2024 – Wissenschaft & Forschung

Antibabypille erhöht das MS-Risiko nicht

LONDON (Biermann) – Die Einnahme oraler Kontrazeptiva (Antibabypille) hat keinen Einfluss auf das Risiko, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken. Das geht aus zwei aktuellen Studien hervor.
Antibabypille erhöht das MS-Risiko nicht

Frauen erkranken deutlich häufiger an Multipler Sklerose als Männer, weshalb ein Einfluss von Geschlechtshormonen auf die Entwicklung der Erkrankung vermutet wird. Zu der Fragestellung, ob die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel und damit die Zufuhr weiblicher Geschlechtshormone das Risiko für eine spätere MS-Diagnose erhöht, lagen bislang allerdings widersprüchliche Ergebnisse vor. Daher werteten Forschende der Queen Mary University of London, Großbritannien, nun die Daten von 4455 Frauen aus, die im Rahmen der medizinischen Grundversorgung seit 1990 routinemäßig erhoben worden waren. Mithilfe statistischer Verfahren prüften die Wissenschaftler, ob zwischen der Einnahme von Verhütungsmitteln und MS ein Zusammenhang bestand, wobei Alter, ethnische Zugehörigkeit und soziale Benachteiligung berücksichtigt wurden. Von den in die Untersuchung eingeschlossenen Frauen hatten 891 eine MS entwickelt, 3564 Teilnehmerinnen dienten als Kontrollgruppe.


Der statistische Vergleich beider Studiengruppen ergab schließlich, dass die Einnahme oraler Kontrazeptiva keinen Einfluss auf das MS-Risiko von Frauen hat. Dies galt sowohl für kombinierte orale Kontrazeptiva (Östrogen plus Gestagen) als auch für reine Gestagenpillen (Mikropille) sowie für unterschiedliche Einnahmezeiträume (0–2 Jahre, 2–5 oder >5 Jahre) vor der MS-Diagnose.
 

Gestützt wird dieses Ergebnis auch durch eine aktuelle Übersichtsarbeit iranischer Wissenschaftler, die die Daten von vier Studien zusammengefasst und ausgewertet haben. Auch sie stellten fest, dass die Einnahme oraler Kontrazeptiva keinen Einfluss auf das MS-Risiko hat. Schützend wirken hingegen frühere Schwangerschaften. So war das über die eingeschlossenen Studien ermittelte MS-Risiko für Frauen, die schon einmal schwanger waren, im Vergleich zu Frauen ohne Schwangerschaft 36 Prozent geringer. 

Quellen:
1. Mult Scler 2024 Jun 14:13524585241258691; doi: 10.1177/13524585241258691
2. Int J Prev Med 2022 Jun 24:13:89. doi: 10.4103/ijpvm