04.11.2024 – Wissenschaft & Forschung

Mit dem Alter sinkt die entzündliche Aktivität – unabhängig von der Krankheitsdauer

AMSTERDAM (Biermann) – Mit dem Alter sinkt die entzündliche Krankheitsaktivität bei schubförmig-remittierender MS (RRMS) – unabhängig von der Krankheitsdauer.1
Mit dem Alter sinkt die entzündliche Aktivität – unabhängig von der Krankheitsdauer

Herdförmige entzündliche Krankheitsaktivität im Zentralnervensystem (ZNS), die sich als klinische Schübe oder neue Läsionen in der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt, ist das auffälligste Merkmal der RRMS. Bildgebende Studien haben in der Vergangenheit immer wieder darauf hingedeutet, dass diese entzündliche Krankheitsaktivität bei älteren MS-Betroffenen im Laufe der Zeit abnimmt. Allerdings geht aus den Bildgebungsdaten nicht hervor, ob dieser Rückgang durch das Alter selbst verursacht wird oder ob eine längere Krankheitsdauer Veränderungen in der Pathophysiologie beeinflusst und die Entzündungsaktivität verringert.1 


Da Alter und Krankheitsdauer jedoch zwangsläufig miteinander in Wechselbeziehung stehen, sind große Datensätze erforderlich, um diese Fragen beantworten zu können. Daher hat ein internationales Forscherteam nun die Daten aus fünf großen Zulassungsstudien zusammengeführt, um den Zusammenhang zwischen Alter und Krankheitsdauer mit der jährlichen Schubrate (ARR), kontrastverstärkten (CELs) und neuen Läsionen (T2-Läsionen) in der Magnetresonanztomographie zu untersuchen. Daraus ergab sich ein Datensatz mit 5626 Teilnehmenden, für die jeweils individuelle Ergebnisse vorlagen.1


Die Studienteilnehmenden wurden je nach Alter zu Studienbeginn in sieben Gruppen eingeteilt, die jeweils eine Spanne von fünf Jahren umfassten (18–24 J., 25–30 J., 31–35 J., 36–40 J., 41–45 J., 46–50 J. sowie 51–56 J.). Um zu untersuchen, ob die Krankheitsdauer ein wichtiger Faktor für den Zusammenhang zwischen Alter und Entzündungsaktivität ist, unterteilten die Forschenden die Kohorte zusätzlich in drei Gruppen mit unterschiedlicher Krankheitsdauer (0–4 J., 5–9 J. und ≥10 J.). Die Krankheitsdauer selbst wurde definiert als Zeitspanne vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Beginn der Studie.1


Die statistische Auswertung all dieser Daten ergab, dass ein höheres Alter mit einer geringeren ARR, einer geringeren Anzahl von CEL in der MRT zu Beginn und bei der Nachuntersuchung sowie einer geringeren Anzahl neuer T2-Läsionen bei der Nachuntersuchung verbunden war. Dieser Effekt war unabhängig von der Krankheitsdauer zu beobachten.1 
Den Forschenden zufolge sollten diese Erkenntnisse in der klinischen Praxis berücksichtigt werden, da sich bei älteren Meschen damit ein anderes Nutzen-Risiko-Verhältnis ihrer Medikation ergeben kann als bei jüngeren, schlussfolgern die Forschenden.1 (ej)

 

1 Coerver EM et al. Aging is associated with reduced inflammatory disease activity independent of disease duration in relapsing multiple sclerosis trial populations. Mult Scler 2024 Sep;30(10):1296–1308. doi: 10.1177/13524585241272938.