10.01.2022 – Wissenschaft & Forschung
Was bedeutet eigentlich „Myelin“?
Myelin besteht zum Großteil aus Lipiden (darunter Phospholipide und Cholesterin) sowie aus Wasser und Eiweißen. Im zentralen ebenso wie im peripheren Nervensystem umhüllt die weißliche Substanz die langen, dünnen Ausläufer von Nervenzellen, die sogenannten Axone. Lange wurde angenommen, diese Myelinscheiden würden ausschließlich der elektrischen Isolierung dienen, in etwa wie die Schutzhüllen bei elektrischen Kabeln. Heute wissen wir, dass Impulse an einer myelinisierten Nervenfaser erheblich schneller vorwärtskommen.
Zerstörung von Myelinscheiden bei Menschen mit MS
Bei Menschen mit Multiple Sklerose richtet sich aufgrund ihrer chronischen Autoimmunerkrankung ein Teil des Abwehrsystems gegen den eigenen Körper. Kommt es dabei zur Schädigung von Myelinscheiden, können Nervenimpulse in diesem Bereich nicht mehr optimal übertragen werden.
Je nach Ort und Art der Zerstörung können die Betroffenen dann beispielsweise Missempfindungen spüren, mit Gangunsicherheiten konfrontiert werden oder Sehprobleme bekommen. Wissenschaftler suchen daher intensiv nach Möglichkeiten zur Regeneration der Myelinhüllen um die Nervenfasern. So gelang es beispielsweise europäischen Forschern, mit dem Asthmawirkstoff Theophyllin die Myelinscheide wiederherzustellen – bislang allerdings nur am Mausmodell.